Das Areal der Maler-Buchen befindet sich am g-Gestell im Darßwald zwischen Mittelweg und Stemsenweg (die Wege sind auf einer Wanderkarte leicht zu finden). Wenn
Sie von der Bushaltestelle "Prerow Mitte" die Prerower Buchenstraße in Richtung Darßwald bis zum Ende entlang laufen, sehen Sie links das Hotel Bernstein und betreten kurz darauf den
Darßwald. Laufen Sie den Weg weiter geradeaus bis zur Wegkreuzung. Hier biegen Sie links auf das g-Gestell ab (Wanderwegmarkierung gelb mit Fisch und grün mit Blatt). Wenig später passieren
Sie einen Wasserlauf (rechte Seite). Unmittelbar daneben beginnt eine Fläche mit einigen stattlichen Rotbuchen. Manche sind aufgrund ihres Alters abgebrochen, umgestürzt oder wurden von
Stürmen entwurzelt. Überall liegt Totholz. Sie stehen nun vor den "Maler-Buchen". Das Gelände liegt in der Schutzzone II des Nationalparks und darf betreten werden.
Als um 1870/1880 Künstler wie Louis Douzette, Paul Flickel oder Paul Müller-Kaempff dieses Waldstück für sich entdeckten, standen die heute größtenteils nur noch als vermodernde Reste zu erkennenden alten Bäume noch in vollem Lebenssaft. Mit anderen Worten: Als die Künstler im Darßwald ihre Kreativität auslebten und die Schönheit der Bäume für alle Ewigkeit festhielten, sah der Ort ganz anders aus als heute. Unweit von Prerow gelegen und schnell erreichbar boten sich insbesondere bei Vollmond unvergleichliche, einzigartige Motive.
Eines der Bilder, nämlich "Buchenwald bei Prerow" von Paul Flickel aus dem Jahr 1886 hat es sogar in die Berliner Nationalgalerie geschafft und kann dort bewundert werden. Das Wirken der Künstler an diesem Ort hat ihm den Namen "Maler-Buchen" eingebracht. Wer mehr über die Künstler, ihre Werke und ihr Schaffen in und um Prerow wissen möchte, dem sei ein Besuch im Prerower Darß-Museum empfohlen. Denn Kunst ist nicht so wirklich mein Steckenpferd, so dass diese kurzen Angaben zur Erklärung des Namens reichen müssen. Auf jeden Fall ist dieses Areal auch ohne den Blick des Malers sehens- und erlebenswert. Anders als die Rotbuchen in den sogenannten Heiligen Hallen bei Feldberg oder im Buchenwald auf dem Rügener Jasmund handelt es sich bei den älteren Maler-Buchen nicht um säulenartig, gerade gewachsene Bäume, sondern um bizarre, verbogene Baumpersönlichkeiten. Das kommt daher, dass die Darßer Einwohnerschaft in früheren Jahrhunderten ihre Tiere in den Wald trieb und sie dort fressen ließ. Die Weidetiere hatten es bevorzugt auf die Triebspitzen des Baumnachwuches abgesehen und um den Verlust der Triebspitze auszugleichen, waren die jungen Bäume gezwungen, mehrere Triebe auszubilden und sich zu verzweigen. Heute werden keine Nutztiere mehr in den Wald getrieben und neben den knorrigen Baumsenioren und von den Stürmen entwurzelten Baumrecken strebt Rotbuchen-Nachwuchs säulengleich in den Himmel und lässt den Betrachter erahnen, dass der künftige Buchenwald auf dem Darß viel Ähnlichkeit mit den Feldberger Heiligen Hallen haben wird.
Das Sterben der Älteren schafft für die jungen Bäume nicht nur Nahrung, sondern auch Licht. Und außerdem passende Bedingungen für einen Strauch, der in früheren Zeiten in nördlichen Wäldern weit verbreitet war und sich inzwischen bei den Maler-Buchen wieder eingefunden hat: der Ilex. Genauer gesagt die Europäische Stechpalme. Ein immergrünes Gewächs, das vielen Menschen durch seine Zweige mit knallroten Beeren vertraut ist, die in der Weihnachtszeit gern zu Dekorationszwecken verwendet werden. Zweige mit Ilex-Beeren sind übrigens nicht nur bei den Menschen beliebt. Für diverse Vogelarten sind sie wichtige Winternahrung und deshalb sollten die Zweige mit den Beeren da bleiben, wo sie sind. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass Sie sich in einem Nationalpark befinden, der einzig und allein für den Schutz und Erhalt der Natur eingerichtet wurde und in dem es verboten ist, sich an den dort beheimateten Lebewesen zu vergreifen. Aber das nur nebenbei.
Vor allem im Herbst und Winter, wenn die Bäume kein Laub tragen und die Stille das lauteste Geräusch im Darßwald ist, präsentieren sich die alten Bäume in all ihrer stolzen Schönheit. Wenn alles kahl, braun und grau daherkommt und Nebel durch die Landschaft wabert, führen uns die jungen und alten, die lebenden und toten Maler-Buchen eindrucksvoll den unendlichen Kreislauf von Werden und Vergehen, von Leben und Sterben vor Augen. Ist der Herbst feucht und mild, verzieren Pilze das Totholz und den Waldboden. Gemeiner Glimmertintling, Spechttintling und Saitenstieliger Knoblauchschwindling sind auffällige Vertreter der Huttragenden. Wobei man für die Entdeckung des Spechttintlings schon jede Menge Glück braucht - er gehört zu den Seltenheiten in der Pilzwelt des Darßwaldes und ist am ehesten in milden Novembern zu finden.
Im Frühling wiederum fällt ein außergewöhnlicher Vogel an den Rotbuchen auf, der Schwarzspecht. Auch wenn man den wunderschönen Vogel nicht zu Gesicht bekommt: Dass er da ist, verraten seine lauten, durchdringenden Rufe und sein charakteristisches Trommeln. Beides ist weithin hörbar. An seiner Größe von knapp 60 Zentimetern, seinem tiefschwarzen Gefieder und der roten Kopfplatte ist er leicht zu erkennen (beim Weibchen ist die rote Kopfplatte bedeutend kleiner als beim Männchen). Der Schwarzspecht ist unverwechselbar, denn sein Gefiederkleid ist einmalig in unserer Vogelwelt. Recht große, ovale Löcher in den Rotbuchen-Stämmen künden ebenfalls von seiner Anwesenheit. Dabei handelt es sich um Brut- oder Schlafhöhlen des Schwarzspechtes, die er mit seinem kräftigen Schnabel zimmert. Nicht selten werden bestimmte Stämme von den stattlichen Vögeln über Jahrzehnte genutzt und weisen mehrere Spechthöhlen auf. Diese Stämme tragen nicht von ungefähr den Namen "Spechtflöte" wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann.
Während der Schwarzspecht in luftiger Höhe agiert, ist der Zaunkönig eher am Boden aktiv. Mit ein wenig Geduld kann man ihn am gewaltigen Wurzelteller der von einem Sturm umgeworfenen Rotbuche bei der Nahrungssuche beobachten. Mit einer Größe von bis zu 11 Zentimetern ist er im Vergleich zum Schwarzspecht ein Winzling. Dafür trumpft er zur Balzzeit im Frühjahr mit einem erstaunlich melodischen und lauten Gesang auf. Rotkehlchen lassen sich ebenfalls hin und wieder blicken. Die hübschen Vögel mit den schwarzen Knopfaugen sind etwas größer als der zierliche Zaunkönig und wegen ihrer orangeroten Kopf- bw. Brustfärbung leicht bestimmbar. Überhaupt ist der Wald im Frühling von einem vielstimmigen Vogelkonzert erfüllt. Viele der gefiederten Sänger lassen sich allerdings nur mit viel Zeit und einem Fernglas ausmachen.
Hat man die Maler-Buchen im Winter besucht, erkennt man sie im Sommer kaum wieder. War das Frühjahr sehr feucht, entsteht auf einem kleinen Teil der Fläche in Richtung Wasserlauf ein Tümpel, an dem sich Gelbe Schwertlilie und Steife Segge ein Stelldichein geben. Beides sind typische Pflanzen der feuchten bzw. nassen Darßwald-Areale, der sogenannten Riegen. Was eine Riege im Darßwald ist können Sie übrigens unter "Wandern im Darßwald: Überblick über das Gebiet" nachlesen.
Im Sommer, wenn das Grün des Darßwaldes teilweise schier undurchdringlich geworden ist und in allen möglichen Schattierungen leuchtet, sonnen sich an diesem Kleingewässer gar nicht so selten Ringelnattern. Ab und zu trifft man auf eine Blindschleiche, die zwar wie eine Schlange aussieht, aber keine ist. Die Blindschleiche gehört zu den Echsen. Ob Ringelnatter oder Blindschleiche: Beide machen sich schnell davon, wenn sie gestört werden. An warmen Tagen ruhen Schmetterlinge wie der Kaisermantel oder das Waldbrettspiel auf besonnten Buchenblättern und auf dem Totholz tummeln sich allerlei Käfer. Egal, zu welcher Jahreszeit: Wenn man sich Zeit nimmt, gibt es bei den Maler-Buchen immer etwas zu entdecken und zu bestaunen. Ich lasse es mir bei keinem meiner Darßbesuche nehmen, bei den Maler-Buchen vorbeizuschauen, denn es ist einer meiner Lieblingsplätze. Umso mehr ärgert es mich, dass der Platz hinter der vom Sturm entwurzelten Rotbuche zu einem Freiluftklo verkommen ist, wo es von den Hinterlassenschaften der Zweibeiner nur so wimmelt. Liebe Leute. Ja, außerhalb der Kernzonen ist das Wegegebot teilweise aufgehoben, aber nicht um den Wald zu vermüllen. Respektieren Sie die Natur. Sie sind lediglich Gast und so sollten Sie sich auch benehmen. Lassen Sie wenigstens Ihre Papiertaschentücher nicht überall liegen. Sooo. Das musste ich noch loswerden. Sollten Sie Lust darauf bekommen haben, die Maler-Buchen zu besuchen, wünsche ich Ihnen jede Menge schöner Augenblicke und viele tolle Erlebnisse.